Unsere neue Industrie-News-Reihe – „Experteninterview“ – befasst sich mit beeindruckenden Persönlichkeiten aus unseren Kernbranchen – Food, Retail, Automotive and Engineering. Das Ziel ist es, die Erfolgsgeheimnisse näher zu betrachten und zu erläutern. Dabei möchten wir mehr über die Elemente einer erfolgreichen Unternehmensführung erfahren. Insights werden aus den Branchen gewonnen und anderen Unternehmen sowie Interessenten die Möglichkeit gegeben, sich inspirieren zu lassen.

Das erste Interview führen wir mit Herrn Manfred Tries, Gründer und Geschäftsführer der Tries GmbH & Co. KG aus Ehingen, Preisträger des Gründerpreises der Sparkassen und Ehrensenator der technischen Hochschule Ulm.  

  1. Herr Tries, Sie sind seit Jahren führend in der Hydrauliktechnologie und haben für Ihr Unternehmen, Ihr Lebenswerk, den Gründerpreis der Sparkasse erhalten. Was braucht man dafür?

Nach meinem Studium des allgemeinen Maschinenbaus in den 50-er Jahren, des „letzten Jahrhunderts“, machte ich meine ersten Schritte im Management als Direktionsassistent eines mittelständischen Textilmaschinenherstellers. Nach 4 Jahren wechselte ich zu einem kleinen Hydraulikhersteller, zumal ich während meines Studiums schon Vorlesungen über das damals junge Fachgebiet Hydraulik belegte. Dieses Fachgebiet begeisterte mich von Anfang an. Deshalb nahm ich die Gelegenheit wahr, in einem kleinen mittelständischen Unternehmen meine innovativen Vorstellungen zu verwirklichen. Meine Absicht, ein Unternehmen selbständig aufzubauen, war in diesem Unternehmen nicht möglich. Ich entschloss mich, nach 3 Jahren ein eigenes Unternehmen mit einem Ingenieurbüro für diesen Fachbereich zu gründen. Man braucht hierzu den Willen zur Selbständigkeit und natürlich Fachkenntnisse auf diesem Gebiet.

 

  1. Inwieweit ist die Unternehmenskultur entscheidend, um Innovationsführer zu sein?

Von Anfang an zählte zu unserer Unternehmenskultur die Zuverlässigkeit, im weitesten Sinne gegenüber unseren Mitarbeiten, unseren Kunden, unseren Lieferanten und den mit uns zusammen arbeitenden Banken.

Alle meine Handlungen erfolgten unter dem Gesichtspunkt der goldenen Regel (so Hans Küng) nach den christlichen Werten „Was Du nicht willst, das man Dir tu‘, das füg auch keinem andern zu“. Um Innovationsführer sein zu können, sind technische Kenntnisse eine Vorraussetzung. Eng verbunden damit ist die Zuverlässigkeit, die sich auch von den technischen Kenntnissen ableiten lässt.

 

  1. Sie haben auch einen Lehrstuhl an der Universität Ulm initiiert. Ist das ein weiterer Baustein, um durch die Förderung junger Nachwuchskräfte die Innovation in Deutschland und in Ihrem Unternehmen voranzutreiben?

Die Ausbildung von jungen Ingenieuren in der Fachrichtung Hydraulik war mir stets ein Anliegen. Wir vollzogen dies im eigenen Unternehmen, ich war aber der Ansicht, dass die Technische Hochschule Ulm sich innerhalb der Lehre dieses Themas annimmt. Es ist gelungen, dort ein Kompetenzzentrum für Hydraulik anzusiedeln, mit der Gründung einer Stiftungsprofessur, die wir mit anderen Unternehmen finanzieren.

Heute ist dies ein Erfolgsmodell, dass wir inzwischen durch die Angliederung eines Lehrstuhls für elektronische Steuerungen – Intelligente Hydraulik – ergänzen wollen. In diesem Zusammenhang wurde ich zum Ehrensenator der Technischen Hochschule Ulm ernannt.

 

  1. Wie stark ist der Einfluss von Industrie 4.0 in Ihrem Unternehmen? Leisten die modernen Technologien einen Beitrag für die Innovationskraft Ihres Unternehmens und Ihrer Produkte?

Industrie 4.0 hat auch in unserem Unternehmen schon vor 10 Jahren Einzug gehalten. Wir sind komplett vernetzt, von der Entwicklung bis zur Produktion. Alle unsere Vorgänge werden vom Zentralrechner gesteuert. Dies beginnt schon bei der Konstruktion und endet bei der Auslieferung unserer Produkte.

 

  1. Wie wichtig ist für Sie das Thema Prozessmanagement? Wo setzen Sie Standards und wo bleiben Sie individuell?

Schon 1999 haben wir ein Prozessmanagement in unserem Unternehmen eingeführt. Vom Auftragseingang über die Fertigungsdisposition – die Einkaufsdisposition und die Auslieferung bzw. Rechnungserstellung steuern wir über das Prozessmanagement. Wir verwalten hiermit ca. 30.000 Einzelteile, die am Ende der Fertigungsprozesse, die Teiledisposition für die Montage bereitstellen und wir können damit zu jedem Zeitpunkt feststellen, wo sich Einzelteile befinden, ob sie am Lager sind, oder sie noch den Fertigungsprozess durchlaufen, ob sie über einen Lieferanten geliefert schon in unserem Hause sind.

Wir sind in der Lage, jedes einzelne Teil zeitlich genau zu verfolgen und somit gelingt es uns, Liefertermine auch bei komplizierten hydraulischen Steuerungen genau zu disponieren und unseren Kunden Liefertermine weit im Voraus zu bestätigen –  just in time Lieferungen erreichen wir nur über das Prozessmanagement.

 

  1. Woher hatten Sie das Know-how, um die technischen Weiterentwicklungen zu managen?

Die technische Weiterentwicklung auf dem Gebiet der Hydraulik basiert auf meinen Kenntnissen aus dem Studium und aus der Berufserfahrung nach dem Start unseres Unternehmens.

Was die Organisation in unserem Unternehmen anbetrifft, habe ich (wir) den Rat von Experten gesucht. Wichtig war schon vor ca. 30 Jahren die Umstellung auf die 3-dimensionale Konstruktion, einschließlich einem Zeichnungsverwaltungsprogramm, welches wir von der Firma MB-CAD installiert haben. Parallel dazu wurde unsere kaufmännische Organisation, einschließlich Buchhaltung,  Rechnungswesen und die Personalverwaltung über Navision installiert. Diese beiden Systeme finden seit 30 Jahren bei uns Anwendung. Von großer Bedeutung war außerdem ein Fertigungsorganisationssystem (früher Arbeitsvorbereitung). Hier ist unser Partner die Firma Wassermann, unter der Systembezeichnung Way. Zum Schluss war es dann noch notwendig, ein Werkzeugverwaltungsprogramm zu installieren, um die Vielzahl der Werkzeuge über ein System ausfindig machen zu können. All diese Systeme sind über Schnittstellen in unserem Netzwerk verbunden, die auch miteinander kommunizieren können.

Ich kann dazu sagen, dass wir mit unserem Organisationssystem zu jedem Augenblick in der Lage sind, die wichtigen Daten abzurufen, um das Unternehmen steuern zu können. All dies geht natürlich nur mit entsprechend kompetenten Mitarbeitern, die ständig durch Weiterbildungen auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden. Mit diesen Organisationssystemen sind wir in der Geschäftsführung in der Lage zu jedem Zeitpunkt, einen genauen Überblick für Entscheidungen im Unternehmen in den Händen zu haben.

 

  1. Haben Sie einen Rat für andere Unternehmen, die Ihrem Beispiel folgen wollen?

Es ist nicht gut, anderen Unternehmen einen Rat zu geben. Ich kann nur sagen, wie ich dies verwirklicht habe:

Ich bin begeistert von meinem Beruf, trage gerne Verantwortung, bin in der Lage mir technische Vorgänge genau vorzustellen (dies fällt mir z.B. auch mitten in der Nacht ein). Ich habe den Hang zum Perfektionismus, wenngleich dies nicht immer gelingt. Ich pflege gute Umgangsformen mit allen meinen Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern sowie mit den Geldgebern (Banken).

Mit dem festen Willen etwas voranzutreiben, gelingt dies auch anderen Unternehmen, insbesondere den Start-up-Unternehmen. Ich freue mich über jeden jungen Menschen, der den Mut hat, in Eigeninitiative mit seinen Kenntnissen technisch und auch kaufmännisch ein Unternehmen zu gründen.